Die russische Sprache (früher auch Großrussisch genannt) ist die slawische Sprache mit den meisten Sprechern und gilt als Weltsprache. Sie bildet zusammen mit dem Ukrainischen (früher auch als Kleinrussisch bezeichnet), dem Weißrussischen und dem Russinischen die Gruppe der ostslawischen Sprachen. Die russische Standardsprache beruht auf den mittelrussischen Mundarten der Gegend um Moskau.
Vorbereitung:
Russisch wird von etwa 170 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, von denen etwa 130 Millionen in Russland leben. Es ist Amtssprache in Russland, Weißrussland (zusammen mit Weißrussisch) und offizielle Sprache in Kasachstan (mit Kasachisch als Amtssprache), Kirgisistan (mit Kirgisisch als Amtssprache) und der zur Ukraine gehörenden Autonomen Republik Krim (zusammen mit Ukrainisch). In manchen Oblasten der Südostukraine ist sie die regionale Amtssprache, wobei dieser Status wegen Verfassungswidrigkeit umstritten ist. Sie ist auch eine der Amtssprachen in den völkerrechtlich nicht anerkannten Staaten Transnistrien (zusammen mit Ukrainisch und Moldawisch), Südossetien (zusammen mit Ossetisch) und Abchasien (zusammen mit Abchasisch). In diesen Staaten bzw. Regionen ist es sowohl Muttersprache eines Teiles der Bevölkerung als auch Sprache eines großen Teils des öffentlichen Lebens. Daneben gibt es russischsprachige Minderheiten in allen GUS-Staaten sowie im Baltikum. In Israel bilden die russischsprachigen Einwanderer ca. ein Sechstel der Bevölkerung. Die russische Sprache ist ebenso eine verbreitete Sprache für Wissenschaft, Kunst und Technik. Zählt man die Zweitsprachler hinzu, kommt man auf etwa 300 Millionen Russischsprecher.
Einleitung
Die phonetische Struktur der modernen russischen Standardsprache zählt 42 bedeutungsunterscheidende Einzellaute (Phoneme), die sich wiederum in 6 Vokal- und 36 Konsonantenlaute aufteilen lassen. Das umfangreiche Phoneminventar des Russischen erklärt sich durch eine für slawische Sprachen typische Besonderheit der Aussprache, und zwar werden die meisten russischen Konsonanten sowohl hart als auch weich (palatalisiert) ausgesprochen. Hierbei handelt es sich aber nicht um sogenannte Phone, sondern um einzelne Phoneme, denn jede dieser Aussprachevarianten ist bedeutungsunterscheidend. Einige russische Dialekte haben einen spezifischen Phonembestand, in dem einige Konsonanten vorwiegend hart bzw. palatalisiert oder etwas anders (z. B. guttural) ausgesprochen werden.
Die Aussprache russischer Vokale und Konsonanten variiert in Abhängigkeit davon, welche Position sie in einem Wort einnehmen. Dabei unterscheidet man bei Vokalen zwischen einer betonten und einer unbetonten Position. So wird beispielsweise das “o” als [o] in betonter und als [a] oder [ə] in unbetonter Position ausgesprochen. Die Aussprache vieler russischer Konsonanten wird wiederum durch andere, ihm nachfolgende Konsonanten bestimmt. So werden u. a. alle stimmhaften Konsonanten nicht nur am Wortende stimmlos ausgesprochen, sondern auch dann, wenn sie einem anderen stimmlosen Konsonanten vorangehen.
Im Unterschied zum Deutschen ist die Länge der Vokale im Russischen weder bedeutungsunterscheidend (wie z.B. in Stiel – still) noch für die richtige Aussprache eines Wortes ausschlaggebend. Die betonten Vokale werden in der Regel halblang ausgesprochen. Die unbetonten Vokale sind dagegen kurz und unterscheiden sich häufig von den entsprechenden betonten Vokalen auch qualitativ. So wird das unbetonte o stets zu einem (kurzen) a (sog. аканье); das unbetonte e oder я geht deutlich in Richtung i (иканье). Beispiele: молоко (Milch) /məlakɔ/ пятнадцать (fünfzehn) /pit’natsiţ/ земля (Land) /zim’ļa/ Sowohl Doppelvokale als auch zwei unterschiedliche, aufeinander folgende Vokale werden in der Regel als einzelne Laute ausgesprochen (wie z.B. in Kooperation, aktuell, Museum, geimpft). Ausnahmen hierfür sind die mit dem й (и краткое = kurzes i, vergleichbar mit deutschem j) gebildeten Diphthonge: ой (betont) = wie eu/äu im Deutschen, ай = ei/ai im Deutschen. Auch wird die Verbindung ао/ау gelegentlich in Fremdwörtern zu einem Diphthong: Фрау (Frau als Anrede einer dt. Staatsbürgerin). Das е (je) wird vor palatalisierten Konsonanten in der Regel zu einem geschlossenen Vokal: кабинет (Studien-, Arbeitszimmer) /kabi’ņet/, hingegen в кабинете (im Arbeitszimmer) /fkabi’ne:ţe/ Andere Beispiele hierfür: университет (Universität), газета (Zeitung).