Spanische Sprache
Die spanische Sprache (Spanisch; span. español, castellano) gilt als Weltsprache und gehört zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Spanisch wird manchmal mit dem Portugiesischen und Katalanischen in die engere Einheit des Iberoromanischen eingeordnet. Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit gliedert das Spanische zusammen mit dem Französischen, dem Katalanischen, dem Portugiesischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen in die Westromania ein.
Da die spanische Schriftsprache vom Sprachgebrauch der zentralspanischen Region Kastilien geprägt wurde, und um die Sprache von den anderen in Spanien gesprochenen romanischen Idiomen (vor allem Galicisch und Katalanisch) sowie der Nationalitätsbezeichnung „Spanisch“ abzugrenzen, findet man auch die Bezeichnung castellano („kastilische Sprache“). Während diese Bezeichnung in Spanien vorwiegend von Sprechern der anderen Sprachen (Katalanisch, Galicisch, Baskisch) benutzt wird, um dem Spanischen den Vorherrschaftsanspruch durch den Gleichklang des Namens der Sprache und des Landes abzusprechen, wird die Bezeichnung castellano in Hispanoamerika ohne politischen Hintergedanken verwendet.
Spanisch wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Im modernen Spanisch werden der Akut-Akzent für Vokale und die beiden Zeichen ñ und ü verwendet. In vielen Wörterbüchern finden sich auch das ch und das ll noch als eigenständiger Buchstabe. Die Sprachkürzel nach ISO 639 sind es und spa.
Das amerikanische Spanisch
In den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas wird Spanisch als Muttersprache gesprochen. Da es sich hierbei um ein großes Gebiet handelt und seit der Kolonialisierung durch die Spanier bereits Jahrhunderte vergangen sind, weist das lateinamerikanische Spanisch gewisse Abweichungen zum Kastilischen auf.
Diese sind in der Schrift- und Verkehrssprache nicht allzu groß; die Umgangssprachen und Dialekte der einzelnen Länder unterscheiden sich dagegen teilweise recht deutlich, und zwar nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Vokabular. Nicht zuletzt sind diese Abweichungen auf den (in den einzelnen Regionen unterschiedlich starken) Einfluss verschiedener indigener Sprachen zurückzuführen.
Einige Wörter haben in Amerika einen Bedeutungswandel durchgemacht, auf grammatikalischem Gebiet sind aber bis auf Besonderheiten in der Verwendung der Vergangenheitstempora (Dominanz des Indefinido) und den „voseo“ in Argentinien und Uruguay, aber auch in Nicaragua oder Guatemala, keine nennenswerten Veränderungen eingetreten.
Auch wenn Aussprache und Wortschatz in den einzelnen amerikanischen Ländern variieren, kann man doch einige allgemeine Hauptunterschiede zwischen der Sprache Süd- und Mittelamerikas und dem Kastilischen festhalten:
- Typisch für Lateinamerika ist der sogenannte seseo. Während im europäischen Spanisch ein z meist wie ein stimmloses englisches th ausgesprochen wird, wird es in lateinamerikanischer Aussprache zu einem normalen stimmlosen s-Laut. Dasselbe trifft auf das c vor e und i zu (z. B. in nación). Diese Aussprache kommt aus dem Südspanischen und hat sich auch deshalb in Lateinamerika durchgesetzt, weil im 16. und 17. Jahrhundert die meisten spanischen Einwanderer nach Amerika aus dem Süden Spaniens (v. a. Extremadura und Andalusien) kamen.
- Je nach Region mehr oder weniger ausgeprägt ist das Verschlucken oder Verändern bestimmter Endungen. Besonders auf Kuba ist dies verbreitet, weshalb der dort gesprochene Dialekt manchmal als Cubañol bezeichnet wird.
- Auch die Tendenz das s anzuhauchen (z. B. „ehtoy“ statt „estoy“) ist in vielen lateinamerikanischen Ländern vorzufinden und ist ebenfalls mit dem Andalusischen zu vergleichen.
Mangelnde oder eine schlechte Aussprache sind ähnlich auch in Spanien vor allem im unteren Bildungsbereich angesiedelt.
- Die Vergangenheitsform Pretérito Perfecto (He comprado) ist unüblich. Stattdessen wird gerade in den unteren Bildungschichten eher das Pretérito Indefinido verwendet. (Yo compré), soweit man das „Noch-Andauern“ einer Handlung nicht explizit betonen will.
- Die in Spanien nur als Höflichkeitsform (etwa dem „Siezen“ im Deutschen vergleichbar) im förmlichen Umgang verwendete Anrede „usted(es)“ (< vuestra merced, übersetzt etwa: „Euer Gnaden“) ist in Lateinamerika die standardsprachliche und allgemein verbreitete Anredeform, ganz unabhängig von Sprachebene oder Vertrautheit. So wird die 2. Person Plural im amerikanischen Sprachraum überhaupt nicht benutzt und stets durch die Anrede in der 3. Person ersetzt, an die Stelle des Personalpronomens „vosotros“ tritt immer „ustedes“. Auch im Singular ist die Anrede in der 2. Person mit „tú“ in vielen Gebieten unüblich (oder gilt als unhöflich) und man greift generell zur 3. Person mit „usted“.
- Eine grammatikalische Besonderheit der argentinischen, uruguayischen und auch guatemaltekischen Sprachvariante ist der voseo, d. h. anstatt des Personalpronomens tú wird in der 2. Person Singular vos verwendet. Die Verben werden dann anders konjugiert (beispielsweise vos sos: „du bist“, standardspanisch tú eres).
- Je nach Land gibt es auch eine unterschiedliche Anzahl Wörter, die aus den jeweiligen Sprachen der indigenen Völker entliehen wurden. Einige davon haben auch das europäische Spanisch erreicht. Dazu gehören Begriffe wie Aguacate (Avocado) oder Papa (Kartoffel).
- Es gibt viele Abweichungen zwischen dem kontinentalspanischen und dem lateinamerikanischen Wortschatz und überdies auch innerhalb Lateinamerikas von Land zu Land verschiedene semantische Eigenarten. Sie betreffen aber hauptsächlich die Umgangssprache und Begriffe des täglichen Lebens. Ernsthafte Verständigungsprobleme zwischen Sprechern aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Teilgebieten des spanischen Sprachraums gibt es deshalb kaum.
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